Philosophiefrage
Lange oder kurze Schwünge? Laufruhe oder Agilität? Racecarver oder Slalomcarver? Wir haben in beiden Kategorien jeweils 8 Modelle getestet.
Bevor die heutigen Carving-Skimodelle Anfang und Mitte der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts Einzug hielten, war die Skiauswahl relativ einfach. Für den Einsatz auf der Piste gab es Riesenslalom-, Slalom- und Allround-Ski. Die Taillierung der Ski war im Vergleich zu heutigen Modellen marginal, so dass neben der bevorzugten Kategorie die Wahl der Länge für viele das entscheidende Kriterium war. „Länge läuft“ war ein geflügeltes Wort, wenn es um Tempo und Laufruhe ging. Heute ist die Auswahl an Skikategorien und -modellen um ein Vielfaches größer.
Race- und Slalomcarver gibt es allerdings weiterhin – und sie erfreuen sich immer noch sehr großer Beliebtheit. Vor allem für sportlich orientierte und ambitionierte Fahrer sind sie die erste Wahl, da sie neben einem gewissen Image aufgrund ihrer Technologien und den in der Produktion verwendeten Materialien auch stets am Puls der Zeit sind. „Die Sandwichbauweise der Ski, die Produktionsverfahren und die eingesetzten Materialien sind sehr hochwertig und erzielen ein – für die jeweilige Kategorie – optimal abgestimmtes Verhältnis aus Flex und Torsionssteifigkeit“, so Andreas König, einer der beiden Testleiter des DSV skiTEST. Aus der Abstimmung der Ski ergeben sich, in Verbindung mit der Skilänge und der Taillierung sowie der Bindung inklusive Bindungsplatte, die häufig nur minimalen Unterschiede in Bezug auf die Ausrichtung des jeweiligen Skimodells.
Bei den in diesem Jahr getesteten Racecarver-Modellen liegen die Längen zwischen 175 und 180 Zentimetern mit einem Durchschnitt von 178,6 Zentimetern. Der Radius liegt bei den Testmodellen durchschnittlich bei 17,7 Metern, bei einem Minimalradius von 16 und einem Maximum von 19 Metern. Die Mittenbreite der Racecarver aus der Saison 2021/2022 und die der im vergangenen Jahr getesteten Slalomcarver liegt bei 67,125 beziehungsweise 67,875 Millimetern – also annähernd gleich. Allerdings sind die Slalomcarver mit durchschnittlich 165 Zentimetern deutlich kürzer und der Radius liegt mit durchschnittlich 12,7 Metern fünf Meter unter dem der Racecarver. „Die bei den Slalomcarvern deutlich breitere Schaufel sorgt dafür, dass die Skimodelle dieser Kategorie spritziger und radikaler in die Kurve hinziehen“, erläutert Florian Schmidt, der zweite Testleiter des DSV skiTEST. „Allerdings fordern sie vom Fahrer im Kurvenverlauf auch eine unmissverständlich höhere Haltekraft, wenn man den Ski auf dem vorgegebenen Radius wie mit dem Zirkel gezogen fahren möchte.“ Und auch das Heck der Ski ist bei den Slalomcarvern üppiger ausgelegt als bei den Racecarvern. Dadurch ist es schwieriger den Ski wieder von der Kante beziehungsweise aus dem vorgegebenen Schwungradius wegzubekommen – wenn man denn über die Technik und das Fahrvermögen verfügt, die Kurve komplett auf der Kante zu fahren ohne zu driften.
„Insgesamt war die Leistungsdichte bei den acht in diesem Jahr getesteten Racecarver-Modellen sehr hoch“, resümiert Paul Eckert, ehemaliger Weltcup-Skicrosser und Mitglied des DSV Profi-Testteams. „Es waren wirklich nur Nuancen, welche die Ski unterscheiden und die letztendlich über die Vergabe der Sport-TIPPs und Alleskönner-Auszeichnungen entschieden haben.“ Dies zeigt jedoch, dass nicht zwingend eine Auszeichnung über die finale Eignung eines Skis für die unterschiedlichsten Skifahrer entscheidet, sondern vielmehr die persönliche Vorliebe, skifahrerische Voraussetzung und der Einsatzbereich. So ist es dann auch eine Philosophiefrage – und das gilt nicht nur für die Entscheidung zwischen Race- und Slalomcarver.
DSV aktiv Alleskönner
Diese Prämierung zeichnet Skimodelle aus, die durch ihre große Vielseitigkeit und den breitbandigen Einsatzbereichen überzeugen.
DSV aktiv SportTIPP
Diese Prämierung zeichnet Skimodelle aus, die durch ihre äußerst sportliche Fahrperformance überzeugen.
DSV aktivTipp
Diese Prämierung aus dem Einzeltest und Tourenbereich zeichnet Skimodelle aus, die aufgrund ihrer Innovationskraft und Fahrperformance überzeugen.