Rund um den Skisport

Verantwortungsbewusst Skifahren: Mit dem Zug in den Schnee

Die Tage werden wieder kürzer, der Winter ist im Anmarsch. Ab Anfang Dezember hoffen die Verantwortlichen in den meisten Skigebieten auf perfekte Pistentage. Vorausgesetzt, es gibt genug Schnee.
Die Lust aufs Skifahren ist trotz Klimakrise, hoher Inflation und Energiekrise ungebrochen. Der Klimawandel stellt den europäischen Skitourismus allerdings vor enorme Herausforderungen. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, klimaschädliche Einflüsse zu reduzieren – und das fängt schon mit der Anreise ins Skigebiet an.

Mit dem Zug statt dem Auto in den Skiurlaub
Wer sich in die Alpen aufmacht, steigt oft ins Auto. Was viele nicht wissen: Bei der An- und Abreise entstehen die meisten CO₂-Emissionen. Hinzu kommen Unterkunft, Verpflegung und die Nutzung der Skigebiete. Wer mit der Bahn in den Winterurlaub fährt, reduziert seinen persönlichen Fußabdruck im Vergleich zur Anreise mit dem Auto als einzelne Person um gut 80 Prozent. „Wenn man bedenkt, dass 75-80 Prozent des CO2-Fußabdrucks für einen Skitag auf die An- und Abreise entfallen, ist dies ein beträchtliches Einsparpotenzial“, sagte Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, Mitglied im Beirat für Umwelt und nachhaltige Skisportentwicklung, bei der Vergabe des Eco Award 2023 an die Deutsche Bahn.

Das Unternehmen wurde von der Stiftung Sicherheit im Skisport unter anderem für den Webauftritt www.winterrail.eu ausgezeichnet. Egal, ob Oberstdorf, Berchtesgaden, Ischgl, St. Anton oder Madonna di Campiglio: Mit wenigen Klicks findet sich auf dem Portal die passende Bahnverbindung in den Schnee.

Entspannte Anreise im Nachtzug
Attraktiv sind längst auch wieder Nachtzugrouten. Sie ermöglichen es Wintersportlern aus dem Norden Deutschlands und dem Ruhrgebiet, abends in den Zug zu steigen und morgens auf der Piste zu stehen. Komfortabel, stau- und stressfrei geht es mit dem Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zum Beispiel in zwölf Tiroler Skigebiete. Das angebotene Kombiticket „Im Nightjet zum Schnee“ beinhaltet neben dem Bahnticket auch einen Mehrtagesskipass sowie den Transfer zur gewünschten Unterkunft im betreffenden Skigebiet und zurück.

Mit dem Nahverkehr von München in die Alpen
Verkehrschaos, lange Staus und lästige Parkplatzsuche im Skigebiet? Wer ums Eck der Alpen wohnt, kann bei einem Tagesausflug darauf getrost verzichten. Rund um München liegen zahlreiche Skigebiete, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Alternativ gibt es private Busanbieter, die Tagesausflüge organisieren. Ausprobieren lohnt sich. Dass Wintersport ohne Auto möglich ist, hat der Skitourengeher Michael Vitzthum unterstrichen. Seit Jahren erreicht er seine Bergziele mit Bus und Bahn. Seine Erfahrungen hat er in einem Buch aufgeschrieben und als Öffi-Netzplan in einer Karte dokumentiert. Jede gesparte Fahrt kommt der Umwelt zugute: Weniger Fahrten, weniger Autos, weniger Abgase.

Fahrgemeinschaften mit dem Auto bilden
Und wenn es doch nicht ohne Auto geht? Dann hilft es, Fahrgemeinschaften zu bilden und die Benzinkosten zu teilen. Eine gute Unterhaltung für die lästigen Anfahrtsstunden gibt es gratis dazu. Generell gilt: Besser länger im Skigebiet verweilen als viele Kurztrips zu machen.

Vor Ort mobil: Mit Bus und Gästekarte bis zum Skilift
Jahr für Jahr zieht es mehr Touristen in die Berge. Zahlreiche Tourismusorte und Bergbahnen setzen mit Blick auf die Zukunft auf Nachhaltigkeit. Bio-Sprit statt fossiler Treibstoffe, Solarenergie und Wasserkraft statt herkömmlichen Stroms – inzwischen hat sich einiges getan. Unter dem Lable „Alpine Pearls“ haben sich beispielsweise 19 Orte in Deutschland, Österreich, Italien und Slowenien dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Ihr Ziel ist es, Urlaubern eine autofreie An- und Abreise und weitere klimaschonende Urlaubsangebote zu bieten. Das schließt auch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ein. In vielen Skiorten können Urlauber beispielsweise mit der Gästekarte kostenlos Busse nutzen und bleiben so auch ohne Auto vor Ort mobil.

Ökostrom, regionale Produkte und Bio-Kraftstoff
Das ist auch im Allgäu und im Kleinwalsertal möglich. Dort setzten sich Visionäre schon vor 20 Jahren für nachhaltiges Denken ein. Die Bergbahnen setzen – wie viele Skigebiete in den Alpen - heute auf 100 Prozent Ökostrom, der aus Wasserkraft produziert wird. Eingekauft wird bei regionalen Lieferanten und die Pistenbullys werden mit Bio-Kraftstoff betankt. Die Sitzheizung im Sessellift gibt es auch nicht. Stattdessen wird bei den Zehnerkabinen der Nebelhornbahn ein Lodenstoff verwendet, der von Haus aus wärmt.

HVO steht für "Hydrotreated Vegetable Oil"
„Wir haben vergangenen Winter alle unsere Pistenfahrzeuge mit HVO-Kraftstoff (hydriertes Pflanzenöl) betrieben und konnten dadurch circa 50 Prozent unseres CO2-Ausstoßes vom gesamten Unternehmen einsparen. Da haben wir wirklich einen ganz großen Move gemacht“, sagt Jörn Homburg, Leiter Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der Bergbahnen Oberstdorf/ Kleinwalsertal. Viele weitere Liftbetreiber in den Alpen setzen ebenfalls auf den Kraftstoff. Auch der Deutsche Skiverband arbeitet daran, die synthetischen Kraftstoffe zum Betrieb der Pisten- und Loipengeräte in allen deutschen Trainings- und Weltcupstätten einzusetzen. Dies führt zu einer CO2-Reduktion bei der Schneepräparation von bis zu 90 Prozent.

Zertifizierte Hotels und Pensionen buchen
Bio-Pension, Ökohof, Naturhotel: Das Angebot im Netz ist groß, da ist es gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Ökostrom und regionale Bio-Lebensmittel sind Touristen auch im Urlaub wichtig. Viele Tourismusbetriebe verfügen über entsprechende Gütesiegel. In Deutschland erkennen Reisende umwelt- und klimafreundliche Unterkünfte z.B. an Zertifikaten wie Viabono oder die Blaue Schwalbe. Die Deutsche Zentrale für Tourismus bietet auf ihrer Webseite einen guten Überblick über weitere Zertifikate, die bei der Suche nach einer Unterkunft helfen können. In den Nachbarländern hilft das Österreichische Umweltzeichen und das Schweizer Gütesiegel ibexfairstay weiter.

Ski-Ausrüstung: Von Second-Hand bis Leihmaterial
Eine weitere Stellschraube, auf die Skifahrer einwirken können, ist das Material. Es muss nicht jedes Jahr der neueste Ski, die neueste Jacke und Hose sein. Ab November veranstalten viele Skiklubs und Vereine von Hamburg bis nach München Skibasare, Skibörsen oder Skiflohmärkte. Wer aus Kosten- und Umweltgründen gebrauchtes Equipment sucht, ist bei solchen privaten Märkten goldrichtig. Am besten, wenn diese zusammen in Kooperation mit dem Sportfachhandel veranstaltet werden. Bei manchen Händlern können Wintersportler online auch gebrauchte Outdoor- und Skikleidung shoppen oder selbst Skikleidung, die man nicht mehr trägt, anbieten.

Rent a Ski vor Ort
Durch den Kauf des Traumskis kennen Skifahrer die Performance und Fahreigenschaften des eigenen Skis genau. Ski ausleihen hat aber auch seine Vorteile. Und die sind nicht unerheblich: Leihmaterial kann flexibel für spezielle Bedingungen ausgewählt und auch während des Urlaubs gewechselt werden. Außerdem ist die Anreise ohne Material bequemer. Auch in Sachen Nachhaltigkeit punktet der Skiverleih. Die Ausrüstung wird von mehreren Nutzern über mehrere Jahre gefahren. Das Leihen lohnt sich für den Skifahrer speziell dann, wenn er nur ein- oder zweimal im Winter zum Skifahren kommt. Diese Maßnahme reduziert deinen CO2-Fußabdruck und macht eine Anreise mit Bahn oder Bus attraktiver.

Handlungsempfehlungen für Freizeitskifahrer

Um auch als Skifahrer einen Beitrag zum Energie-Einsparen beim Wintersport beizutragen hat der Deutsche Skiverband mit der Stiftung Sicherheit im Skisport Handlungsempfehlungen herausgegeben, die stetig an die aktuellen Entwicklungen und Vorgaben angepasst werden.

 

Copyright: Ötztal Tourismus, Christoph Nösig

 

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